Am Samstag, den 04.01 wurden von dem Künstler*innenkollektiv „AusgeGRENZT“ in verschiedenen deutschen Städten zwei der „Heiligen 3 Könige“ entfernt – auch in Münster. Sie seien auf Grund der Abschottungspolitik Deutschlands und der EU nicht bis zur Krippe gekommen und sitzen in dem Flüchtlingslager in Moria auf der grichischen Insel Lesbos und im AnkER-Zentrum in Deggendorf fest.
In einer bundesweiten Aktion sind soeben in #Berlin #Bielefeld #Darmstadt #Frankfurt #Freiburg #Köln und #Münster 2 der #Dreikönige aus Krippen von Kirchen verschwunden. Sie waren in #Lagern festgehalten worden. #noLager #3KönigeimLager #2fehlen pic.twitter.com/U3HLB1E0Tn
— ausgeGRENZT (@zwei_fehlen) January 4, 2020
Wir vom Bündnis gegen Abschiebungen Münster finden die Kunstaktion unterstützenswert und wollen die Pressemitteilung des Künstler*innenkollektivs hier verbreiten.
Weiter Infos erhaltet ihr auf deren Twitterseite.
+++Zwei der Dreikönige in Flüchtlingslagern festgehalten+++
Bundesweite politische Kunstaktion entfernt Krippenfiguren aus Kirchen
Zwei der Dreikönige sind heute, am 4. Januar 2020, in Berlin, Bielefeld, Darmstadt, Frankfurt, Freiburg, Köln und Münster aus Weihnachtskrippen in Kirchen durch ein Künstler*innenkollektiv entfernt worden. Die Aktion „ausgeGRENZT – Dreikönige vor den Toren Europas“ macht auf die gravierende humanitäre Notlage in den Flüchtlingslagern an den europäischen Außengrenzen und innerhalb Europas und die menschenunwürdige Unterbringung in AnkERzentren in Deutschland aufmerksam.
Die Aktion weist darauf hin, dass die Lager in Deutschland und an den europäischen Außengrenzen sofort geschlossen werden müssen. Die dort untergebrachten Menschen müssen in Deutschland und anderen europäischen Staaten aufgenommen und hier dezentral leben können. Nur so ist konsequenter Menschenrechtsschutz möglich.
«Die europäische Abschottungspolitik – landläufig ‚europäische Lösung‘ genannt – hat verhindert, dass die beiden Könige das neugeborene Flüchtlingskind Jesus von Nazareth begrüßen», sagt Rosa Frahm, Sprecherin der Aktion.
Ein König sitzt im Lager Moria auf Lesbos fest. Über 40.000 Geflüchtete sind in den europäischen Hotspot-Lagern auf den ägäischen Inseln zusammengepfercht. Ausgelegt sind diese Lager für insgesamt 6.200 Menschen. Die Situation ist eine humanitäre Katastrophe. Die Menschen hungern und sind kaum vor Kälte und Regen geschützt. Durch die miserable hygenische Situation breiten sich Krankheiten aus. Die europäischen Lager in Griechenland sind das Gesicht Europas, das die Geflüchteten auf ihrer Suche nach Sicherheit begrüßt.
«Wir müssen jetzt handeln», so Rosa Frahm. «Es kann kein Warten auf eine ‚europäische Lösung‘ geben, denn die Entmenschlichung und das Sterben an den EU-Außengrenzen sowie die Entrechtung in Lagern in Deutschland sind Teil einer kalkulierten europäischen Flüchtlingsabwehr. Menschen in Not müssen auf sicheren Wegen nach Europa und Deutschland einreisen können. Daher fordern wir die visumfreie Einreise, Fähren statt der europäischen Grenzschutzagentur Frontex und den konsequenten Einsatz für Menschenrechte.»
Ein weiterer König wird im Ankerzentrum Deggendorf festgehalten. Sein Ersuchen, den Messias mit Geschenken zu begrüßen, wird als offensichtlich unbegründet abgelehnt. Zur effektiveren Durchsetzung seiner Abschiebung darf er den Landkreis nicht verlassen.
Im AnkERzentrum gibt es keinerlei Privatsphäre und die medizinische Versorgung ist mangelhaft. Ausbleibende Beschulung von Kindern und beschränkter Zugang zu Rechtsberatung sind an der Tagesordnung. Die Sprecherin der Aktion erklärt dazu: «Lager gewährleisten keine menschenwürdige Art der Unterbringung, egal, ob sie AnkERzentren oder Erstaufnahmeeinrichtungen heißen. Derzeit verfolgen Bund und Länder hiermit in erster Linie drei Ziele: Abschreckung, Isolation und Beschleunigung der Ausreise. Allein eine dezentrale, kommunale Unterbringung kann hier eine vernünftige Lösung darstellen. Deutschland hat die Kapazitäten dafür und sie ist erwiesenermaßen auch finanziell günstiger. Es scheitert also nicht am Geld. Was fehlt ist der politische Wille dazu.»
Diese Lager sind keine Ausnahme. Es gibt sie vor den Toren der EU etwa in Bosnien, Lybien oder Tunesien, genau wie in der EU unmittelbar an den europäischen Außengrenzen zB auf der italienischen Insel Lampedusa oder der griechischen Insel Lesbos. Die Situation in den Lagern ist insbesondere im Winter lebensbedrohlich. Außerdem gibt es Lager innerhalb der EU-Länder wie zum Beispiel die Ankerzentren in Deutschland.
Die Kirchengemeinden wurden von der Aktion überrascht, sie war im Vorhinein nicht mit ihnen abgesprochen. Sie will aufrütteln und das Thema Lagerunterbringung neu in die gesellschaftliche Diskussion einbringen. Zivilgesellschaftliche Akteur*innen wie Flüchtlings-Initiativen, Stadtteilgruppen, Kulturschaffende, Kirchengemeinden u.a. sollen ausdrücklich ermutigt werden, das Thema für sich aufzugreifen und sich der Kritik an Lagerunterbringung anzuschließen und an einer solidarischen Migrationspolitik mitzuarbeiten.
Das Künstler*innenkollektiv steht für Rückfragen und Interviews sehr gerne zur Verfügung.
Unter @zwei_fehlen können Sie auf unseren Social Media Kanälen weitere Infos zu der bundesweiten Aktion bekommen.
Kontaktieren Sie uns gerne unter: zweifehlen@posteo.de