Fahrraddemo: Solidarität muss praktisch werden!

Solidarität muss praktisch werden!

Ein gemeinsames Bündnis aus verschiedenen Gruppen veranstaltet am kommenden Samstag, den 29.05.2021, eine Fahrraddemonstration zur Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) Münster.

Treffpunkt ist um 14 Uhr der Servatiiplatz. Von dort umrunden wir die Promenade bis zum Ludgeriplatz. Vor der Ausländerbehörde findet eine Zwischenkundgebung statt, bevor die ZUE am Albersloher Weg 450 angesteuert wird.
Wer nicht mit dem Fahrrad fahren kann oder möchte, kann mit den Linien 6 oder 8 bis zur Haltestelle „Gremmendorfer Weg“ fahren. Von dort sind es noch ein paar Hundert Meter stadtauswärts, dann seid ihr vor der ZUE.

„Wir kritisieren die menschenunwürdigen Verhältnisse in der ZUE und fordern die sofortige Schließung aller Lager!“, fordert eine Aktivistin der Seebrücke. Zuletzt wurden von den Bewohner*innen des Lagers gegenüber der Leitung schwere Vorwürfe rassistischer Behandlung geäußert. Die geflüchteten Menschen sind dort während der Pandemie noch immer in Mehrbettzimmern untergebracht und erhalten nur geringe finanzielle Unterstützung unterhalb des Existenzminimums.
„Neben diesen katastrophalen Bedingungen leben die Bewohner*innen mit der steten Angst vor Abschiebungen“, ergänzt ein Mitglied des Bündnis gegen Abschiebungen.

Für eine menschenwürdige Unterbringung.
Für legale Aufnahmemöglichkeiten.
Für ein Bleiberecht für Alle!

Seit November finden solche Fahrraddemonstrationen jeden letzten Samstag im Monat statt.
Fordern wir zusammen eine menschengerechte, antirassistische und solidarische Gesellschaft – mit allen und für alle!

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Rede gegen das neue Versammlungsgesetz NRW

Mit der Erneuerung des Versammlungsgesetzs NRW wird die Grundlage geschaffen, wichtigen und legitimen Protest stärker zu kriminalisieren und gegebenenfalls sogar zu verhindern. Zu den meisten Kritikpunkten wurde und wird hier und an vielen anderen Stellen schon viel gesagt. Wir möchten den Blick aber auf einen speziellen Aspekt lenken.
Ein Hebel, der durch das neue Versammlungsgesetz angesetzt werden soll, ist die Einschüchterungen durch Repressionen. Neue Paragraphen bieten neue Möglichkeiten etwas „falsch“ zu machen. Sie bieten neue Möglichkeiten ins Visier der Polizei zu geraten, neue Möglichkeiten bestraft zu werden.
Und wer besonders schnell ins Visier der Polizei gerät, dies lässt sich täglich in Parks oder rund um den Bahnhof in eigentlich allen Städten beobachten: Menschen die von den Cops als „nicht deutsch“ gelesen (/rassifiziert?) werden sind in den Augen der Polizist*innen häufig schon direkt kriminell.
Für Menschen mit einem unsicheren Aufenthaltsstatus kann das existenzielle Folgen haben. Viele von ihnen haben die berechtigte Angst, dass sich eine Ermittlung oder Anzeige gegen sie negativ auf ihren Asylantrag auswirkt. Und wer keinen legalen Aufenthalt hat und hier unter äußerst prekären Bedingungen lebt, läuft gefahr durch diese Kontrollen in Abschiebehaft genommen zu werden.
Bei den Kundgebungen vor der Zentralen Unterbringungseinrichtung – kurz ZUE – baten Bewohner*innen vor ihrem Beitrag schon oft darum, nicht gefilmt oder fotografiert zu werden. Andere wollten lieber gar nichts sagen oder ihren Text verlesen lassen, weil sie Angst vor Repressionen haben. Von staatlicher Seite oder dem Sicherheitsdienst im Lager.
Mit dem neuen Versammlungsgesetz wird der Polizei die Möglichkeit gegeben einfacher Kundgebungen und Versammlungen zu filmen. Die Bedingungen dafür sind schwammig und sehr weit auslegbar. Die Auswirkung ist jedoch eindeutig. Menschen, die für ihre Rechte auf die Straße gehen, Reden halten oder Transparente tragen, müssen damit rechnen, dass die Repressionsorgane Aufnahmen davon machen und speichern – samt all der möglichen Auswirkungen. Das kann dazu führen, dass es sich Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus genauer überlegen ob sie gegen das rassistische System, gegen die unmenschlichen Zustände in ihren Lager demonstrieren.
Das neue Versammlungsgesetz schüchtert ein. Besonders Menschen, die sehr viel zu verlieren haben.

Deshalb fordern wir: Versammlungsgesetz stoppen!

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Gemeinsam der Kriminalisierung entgegentreten – weg mit dem Versammlungsgesetz NRW!

06. Mai | 18 Uhr | Servatiiplatz

Diesen Sommer plant die schwarz-gelbe Landesregierung Nordrhein-Westfalens die Verabschiedung eines neuen Versammlungsgesetzes. Neben der Verschärfung des Widerstandsparagraphens im Jahr 2017 und der 2018 beschlossenen Änderung des Polizeigesetzes stellt das neue Versammlungsgesetz einen weiteren Höhepunkt autoritärer Formierung dar. So bedeutet dieses Gesetz nicht nur einen Einschnitt in die Versammlungsfreiheit, sondern es soll linke Proteste weitreichend erschweren und kriminalisieren. Durch Einschränkungen, Verbote und Überwachung greift es ganz gezielt den Handlungsraum linker Aktivist*innen an:

Die uneingeschränkte Möglichkeit von „Übersichtsaufnahmen“, also das breite Abfilmen ganzer Demonstrationszüge sowie die Errichtung von Kontrollstellen um Demonstrationsgeschehen herum dient der Überwachung und Kontrolle von Demonstrationteilnehmenden und verunmöglicht die Teilnahme an Versammlungen, ohne staatliche Verfolgung fürchten zu müssen. Gleichzeitig wird Demonstrationen pauschal von vorneherein eine kriminelle Absicht unterstellt und damit auf Abschreckung gesetzt.

Durch ein erweitertes „Störungsverbot“ sollen u.a. Proteste gegen Naziaufmärsche wie z.B. Blockaden oder auch nur ein Blockadetraining verboten werden. Das im neuen Gesetz vorgesehene „Millitanzverbot“ zielt darauf ab, entschlossene Demonstrationen in z.B. weißen Maler*innenanzügen oder schwarzer Kleidung zu verunmöglichen.  Continue reading

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Fahraddemo: Gegen das System von Ausgrenzung, Abschiebung, Abschottung!

Datum: Sa, 24.4.2021 – 14:30 Uhr
Ort: Ludgeriplatz vor der Ausländerbehörde

Nun gab es auch in der ZUE in Münster Coronafälle. Höchste Zeit für dezentrale Unterbringung: #ShutZUE #ShutShitDown!

Ob auf den griechischen Inseln, auf dem Balkan oder in Münster: Menschen werden unter menschenverachtenden Bedingungen eingesperrt. Sie müssen mitten in Europa weitestgehend entrechtet leben.
Das zeigen unter anderem auch die in der Stadtöffentlichkeit diskutierten Verhältnisse in der ZUE (zentrale Unterbringungseinrichtung) Münster oder die weiterhin nicht hinreichende Fürsorge, sodass es nun schon in verschiedenen Sammelunterkünften Menschen positiv auf Corona getestet wurden.

Gegen das System von Ausgrenzung, Abschiebung, Abschottung!

Gegen jede Abschiebung! Gegen Lager!
Für eine menschenwürdige Unterbringung.
Für legale Aufnahmemöglichkeiten.
Für ein Bleiberecht für Alle!

Wir rufen alle, die sich mit diesen Zuständen nicht abfinden wollen, nicht abfinden können und nicht mehr abfinden werden, dazu auf, sich der Fahrrad-Demonstration am 24. April um 14.30 Uhr von der Ausländerbehörde am Ludgerikreisel zur ZUE am Albersloherweg 450 sowie der anschließenden Kundgebung an der ZUE anzuschließen.

Fordern wir zusammen eine menschengerechte, antirassistische und solidarische Gesellschaft – mit allen und für alle!

Wer nicht mit dem Fahrrad fahren kann oder möchte, kann mit den Linien 6 oder 8 bis zur Haltestelle „Gremmendorfer Weg“ fahren. Von dort sind es noch ein paar Hundert Meter stadtauswärts, dann seid ihr vor der ZUE.

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Pressemitteilung zu den Corona-Infektionen in der ZUE

Seit Beginn dieser Woche gibt es in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Münster die ersten bestätigten Corona-Fälle. Trotz der Pandemie müssen die Bewohner*innen in Mehrbettzimmern schlafen und können nicht genügend Abstand zu Anderen halten. Das Lager hätte schon spätestens mit Beginn der Pandemie geschlossen werden müssen.

„Die jetzige Situation war vorhersehbar und ist die logische Konsequenz des Nicht-Handelns der Verantwortlichen“, resümiert Karinn Mäufer vom Bündnis gegen Abschiebungen Münster. Während überall gefordert wird, Abstand zu halten und Menschenansammlungen zu meiden, werden geflüchtete Menschen dazu gezwungen, in Massenunterkünften mit Mehrbettzimmern zu leben. „In der ZUE ist jeden Tag Großveranstaltung“, so Mäufer weiter. Ein Schutz der Gesundheit der Bewohner*innen ist so nicht möglich.

Die erkrankten Bewohner*innen befinden sich nun in Quarantäne. Weitere Maßnahmen, insbesondere eine Testung aller Bewohner*innen, finden nicht statt. Dies ist skandalös, leben dort doch besonders schutzbedürftige Personen und Risikopatient*innen. „Das Handeln der Bezirksregierung ist unverantwortlich und gefährdet die Gesundheit der Bewohner*innen und stellt eine Gefahr für das Infektionsgeschehen in Münster dar. Die aktuellen Infektionsfälle in der ZUE und dem HdW zeigen, dass die Unterbringung in Lagern und Massenunterkünften längst hätte beendet werden sollen!“
Die Auflösung der Lager hätte nicht nur eine größere Ausbreitung des Virus verhindern können, sondern auch verhindern, dass eine Quarantäne des gesamten Lagers die Folge wäre, wie es bereits an anderen Orten geschehen ist. Diese hätte schwerwiegende Konsequenzen für alle Bewohner*innen, die dann etwa wichtige Termine bei Ärzt*innen, Psycholog*innen oder Behörden nicht wahrnehmen könnten.

Nach dem Ausbruch im Haus der Wohnungslosenhilfe (HdW) ist dies nun die zweite Massenunterkunft in Münster, in der Corona ausgebrochen ist. „Durch die Evakuierung und dezentrale Unterbringung der Bewohner*innen hätte das verhindert werden können“, so Mäufer.

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Fahrraddemo am 27.03.: Bericht und Rede

Foto: Protestfotografie Münster

Foto: Protestfotografie Münster

Am Samstag, den 27.03.2021 beteiligten sich bei teilweise sehr schlechtem Wetter ca. 85 Menschen an der Fahrraddemo vom Hauptbahnhof zur Zentralen Unterbringungseinrichtung.
Vor den Hauptbahnhof, einem Ort an dem täglich Racial Profiling passiert, hielten Eklat und NoLimit eine Rede in der sie auf Polizeigewalt und Rassismus eingingen: „Es sind Polizei und Frontex, die Menschen an den Grenzen aufhält und bekämpft. Es ist Polizei, die die schon in sich gewalttätige Abschiebungen mit Gewalt durchsetzt. Es ist Polizei, die um den Bahnhof Menschen, die nicht wie der vermeintliche Durchschnittsbürger Aussehen, kontrolliert“.
Im Anschluss fuhr die Fahrraddemo über die Von-Steuben-Straße, Hafenstraße und den Albersloher Weg zur ZUE in Münster-Gremmendorf. Unterwegs hielten vor dem Gazometer solidarische Menschen eine Banner mit „Rassistische Strukturen auflösen!“.

Vor der ZUE hielten wir einen Redebeitrag in dem wir auf die Aufdeckung der Zustände in dem Lager eingegangen sind. Diesen findet ihr weiter unten.
Menschen der Gruppe No Lager aus Osnabrück berichteten von den Zuständen in der Landesaufnahme Behörde (LAB) in Osnabrück. Dies zeigte auf, dass es sich bei den Misständen in der ZUE in Münster nicht um einen Einzelfall handelt, sondern um ein systematisches Problem. „Leider waren wir nicht überrascht, als wir über die Vorfälle in der ZUE erfahren haben. Diese Reihen sich ein, in eine Praxis, die lange Tradition hat“, so No Lager.

Foto: Protestfotografie Münster

Zudem berichtete Bürgerinnenasyl Münster von ihrer Arbeit und wies darauf hin, dass nach eine verhaftungswelle 30 Tamil*innen in der Abschiebehaft Büren sitzen und am Dinestag, den 30.03. nach Sri Lanka abgeschoben werden sollen.
Die Seebrücke Münster forderte unteranderem die Entkriminalisierung von Seenotrettung und die Beednigung bon Push-backs.

 
Im Anschluss erzählten zwei Bewoher der ZUE von den Zuständen in dem Lager. Sie berichteten davon, dass Mitarbeitende der ZUE sich rassistisch äußern und Menschen, die ärztliche Behandlung wollen mit „Ja, ich bin auch krank“ weggeschickt werden. Zudem kritisierten sie die Aufnahmepolitik Deutschlands. Menschen die aus den „falschen“ Ländern kommen, haben kaum Chance auf Asyl, egal was sie erlebt haben.
Andere Bewohner*innen wollten nicht offen auftreten und aus dem Inneren der BlackBox berichten, da sie Angst vor Sanktionen innerhalb der ZUE und negative Auswirkungen auf den Asylantrag befürchteten.

Die Berichte der Bewohner zeigten noch Mal, wie wichtig es ist, die Aufmerksamkeit, die auf der ZUE liegt weiter aufrecht zu halten. Deshalb werden wir am 24.04. erneut vor die ZUE kommen um uns mit den Bewohner*innen zu solidarisieren und gegen jedes Lager zu demonstrieren.


Unser Redebeitrag:
Wir stehen hier heute vor der Zentralen Unterbringungseinrichtung, um gegen die unhaltbaren Bedingungen in diesem Lager zu protestieren. Denn: Lager wie dieses müssen endlich geschlossen werden: Weil sie inhuman sind. Sie isolieren Menschen und entrechten sie!
In der vergangenen Woche wurden schwere Vorwürfe gegen leitende Mitarbeitende publik. So wurde öffentlich, dass der Zugang zum Wohnbereich für besonders schutzbedürftige Bewohner*innen erschwert wird. Ebenfalls bekannt gemacht wurde, dass sich die neue Leiterin des ASB-Betreuungsdienstes gegenüber Bewohner*innen rassistisch geäußert hat. Auch wurde offenkundig, dass es Zimmerkontrollen und Durchsuchungen persönlicher Gegenstände gibt, ohne Anwesenheit der Betroffenen. Dem Bündnis gegen Abschiebungen wurde berichtet, dass nach mehreren Feueralarmen im Lager die Bewohner*innen stundenlang im Freien stehen mussten, ohne warme Kleidung und Schuhe. Intern wurde dieses Vorgehen als „pädagogische Maßnahme“ verstanden und bewusst gewählt. Hinzu kommt: die Beschwerdestelle in der ZUE ist derzeit unbesetzt. Es gibt keine kritische Öffentlichkeit für diese Blackbox ZUE.
Bisher hat die Bezirksregierung die Vorwürfe dementiert und als „offensichtlich falsch“ dargestellt, da es sich aus ihrer Sicht um anonyme Aussagen handelt. Diese Reaktion des Betreibers ist bezeichnend, es besteht offensichtlich kein Interesse an einer grundsätzlichen Aufklärung der schwerwiegenden Anschuldigungen. Die Zeug*innenaussagen müssen anonym bleiben, da die Angst vor Disziplinarmaßnahmen und Repression zum Alltag im Lager gehören – es herrscht ein Klima der Angst.
Der Umgang mit Geflüchteten durch Betreiber und Betreuungsdienst kann nicht als Einzelfall ad acta gelegt werden. Die Unterbringung von Geflüchteten in Lagern, wie der ZUE, sind per se menschenunwürdig. Die Bedingungen der Lagerunterbringung führen konsequenterweise zu inhumaner Behandlung der Bewohner*innen und schaffen dabei die Voraussetzungen für Machtmissbrauch und die Verletzung von Persönlichkeitsrechten. Diese Art des Umgangs hat System, nicht nur in Münster.
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Pressemitteilung zu den Berichten über die Zustände in der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) in Münster

Dem Bündnis gegen Abschiebungen sind die aktuell in der Stadtöffentlichkeit diskutierten  Anschuldigungen gegen die Leitung der ZUE Münster schon seit langem bekannt durch den direkten Kontakt mit Bewohner*innen der ZUE.
„Die Unterbringung von Geflüchteten in Lagern, wie der ZUE, führen konsequenterweise zu  inhumaner Behandlung der Bewohner*innen“, so Karin Mäufer vom Bündnis gegen Abschiebungen. „Die Bezirksregierung Münster hat nun die Beschwerden der Bewohner*innen als falsche Anschuldigungen dargestellt, ohne diese durch ein Gespräch mit den Bewohner*innen aufzuarbeiten. Diese Darstellung ist eine nicht akzeptierbare Delegitimierung dieser Zeugenaussagen. Stattdessen sollten die Vorwürfe ernstgenommen und eine lückelose Aufklärung geleistet werden.“
Aus Sicht des Bündnisses gegen Abschiebungen liegt das Problem neben dem individuellen Fehlverhalten von der Leitung und anderen Mitarbeiter*innen in den Strukturen der Lagerunterbringung. „Lager sind vom Grunde auf darauf ausgerichtet Menschen ihre Rechte und Selbstbestimmung massiv zu begrenzen und sie zu disziplinieren“, so Karin Mäufer.
Die Bewohner*innen dürfen nicht selbst für sich kochen, Kinder gehen nicht in die Schule, Menschen müssen sich über Jahre hinweg Zimmer mit Fremden teilen: Die Unterbringung in Lagern ist menschenunwürdig und inakzeptabel.
Das Bündnis gegen Abschiebungen fordert die Verantwortlichen auf, die Beschwerden der Bewohner*innen ernstzunehmen und dem nachzugehen. Grundsätzlich müssen endlich Lager an der EU-Außengrenze und hier, wie die ZUE, aufgelöst und eine menschenwürdige Unterbringung ermöglicht werden.
Das Bündnis gegen Abschiebungen, die Seebrücke und weitere Akteure laden ein zu einer Fahrraddemo aus der Innenstadt zur ZUE am Samstag, den 27. März um 14:30 Uhr (Start Windhorststraße).


Die Vorwürfe gegen die ZUE und deren Leitung und Mitarbeiter*innen sind in einem Zeitungsartikel der WN (Paywall) erschienen. Die Bezirksregierung dementiert die Vorwürfe als „Flaschmeldung. Die GGUA Flüchtlingshilfe hat zu diesem Thema auch eine Pressemitteilung herausgegeben.

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Zusammenfassung und Redebeitrag auf der Fahrraddemo am 27.02

 An der heutigenFahrraddemonstration beteiligten sich rund 200 Menschen. Auf der Startkundgebung vor der Ausländerbehörde machten wir in unserem Redebeitrag auf die aktuelle Situation für Geflüchtete in Lagern wie der ZUE aufmerksam und ordneten das europaweite Prinzip der zentralisierten Unterbringung als Teil einer rassistischen, neoliberalen und entmenschlichenden Logik ein. Den Redebeitrag könnt ihr weiter unten nachlesen.
Zudem wurde ein soliradrische Grußwort aus Österreich verlesen. Das Bündnis verschiedener Gruppen verwies noch Mal darauf, dass „ausnahmslos jede Abschiebung als eine brutale Form von Gewalt und Ausschluss aus der Gesellschaft“ zu benennen sei, nicht nur die besonders krassen Fälle, wo z.B. Kinder betroffen sind. „Üben wir Druck auf jedes Glied der Abschiebeketten aus, bauen wir Beziehungen auf, lassen wir Menschen bei uns unterkommen[…]“ wird resümiert. Das ganze Grußwort könnt ihr hier nachlesen.

Anschließend fuhr der Fahrradkorso mit Fahnen und Sprechchören über den Albersloher Weg zur ZUE. Dort gab es neben Musik eines Bewohners aus der ZUE und einer Band noch weitere Redebeiträge.
Eklat führte in ihrer Rede u.a. auf, dass die Politik nach dem rassistischen Anschlag in Hanau forderte, dass sich soetwas nicht wiederholen dürfte, aber mit ihren Handlungen den Rassismus der sogenannten „bürgerlichen Mitte“ befeuert.
Zusammenleben Wilkommen berichtete von der Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt von Menschen, die keinen „deutsch klingenden“ Namen haben und berichtete von ihrer Arbeit, WG-Zimmer für geflüchtete Menschen zu finden.
Seebrücke Münster hat u.a. einen Bericht einer Person verlesen, die sich aktuell in Serbien befindet. Sie schildert den Übermaß an Gewalt auf der Balkanroute, Bestandteil der europäischen Abschottung.
Ein Bewohner der ZUE erzählte davon, dass er nach Deutschland gekommen sein um in Sicherheit und unter Achtung der Menschenrechte leben kann. Doch die Situation, dier er vorgefunden hatte sah komplett anders aus. Er erlebt Deutschland als rassistisches Land in dem er Angst haben muss getötet zu weden wenn er einer Gruppe weißer Menschen begegnet.

Mit dieser Demo haben wir erneut gezeigt, dass wir die rassistischen Normalzustand nicht ohne Widerspruch hinnehmen. Wir müssen veruchen den öffentlichen Blick auf die Situation und Forderungen der Menschen in den Lagern lenken und das Prinzip der Lagerunterbringung als rassistisch ausgrenzendes, menschenunwürdiges politisches Projekt benennen und bekämpfen. Auch in Zukunft. Deshalb werden wir am 27.03. und 24.04. wieder vor die ZUE kommen!

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten die diese kraftvolle und solidarische Demo ermöglicht und teilgenommen haben. Besonderer Dank geht raus an Demolauti MS (Twitter) für die Technik.

Unserer Redebeitrag:

Redebeitrag für ZUE-Kundgebung am 27.02.2021:
Die Europäische Union reagiert auf Migration und Flucht seit Jahren nur noch mit weiterer Abschottung, Ausgrenzung und Abschiebung.
Auf einem Kontinent, der sich die Verteidigung von Menschenrechten und Freiheit auf die Fahnen schreibt, hat sich ein internationales System von Lagern etabliert, wo die alltägliche Gewalt einen konstitutiven Sinn erfüllt: Die Migration nach Europa soll zum Albtraum werden.
Über die illegalen Pushbacks und die Aufstockung der Mittel von Frontex und unhaltbaren Zustände in den Lagern an den europäischen Außengrenzen wird und wurde berichtet, die menschenverachtenden Zustände sind hinlänglich bekannt. Dies bleibt jedoch folgenlos. Ganz im Gegenteil setzt sich diese Logik in aktuellen Politiken der EU und der Bundesregierung weiter fort. Europa setzt damit wie andere Regierungen global ihre Politik der Mauern.

Aber wir brauchen nicht hunderte Kilometer weit gucken, um zu sehen, wie Ausgrenzung und Abschottung funktionieren.
Die ZUE Münster, das Ziel unser heutigen Fahrraddemo, ist ein Ort der systematischen Entrechtung und ein Ort der Angst in einem rassistischen System. und muss als Symbol ebendieser Lagerzustände gesehen und problematisiert werden.
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Grußwort aus Österreich zu unserer Fahrraddemo

Zu unserer Fahrraddemo am 27.02. zur ZUE in Münster wurde uns ein solidarisches Grußwort aus Österreich zugeschickt, welches wir hier gerne veröffentlichen wollen:

Grußworte von der österreichweiten Vernetzung gegen Abschiebungen:
Täglich werden in Wien, in Österreich und anderen Orten Europas Menschen aus ihrem Alltag und ihren Beziehungen gerissen. Viel zu oft geschieht dies unbemerkt, weil ihre Isolation durch rassistische Asyl- und Migrationsgesetze, durch Lagerunterbringung und migrationsfeindliche Rhetorik, funktioniert. Weil sie sich häufig in irregulären Arbeitsverhältnissen befinden, in denen es schwierig ist, auf Rechte zu beharren und weil ihre Teilhabe an der Gesellschaft schlichtweg prekär bleibt. Weil ihr Aufenthalt häufig nur geduldet wird, wenn sie ökonomisch verwertbar sind oder der Ankunftsgesellschaft sonstige Vorteile erbringen. Aber auch hier gibt es keine Garantie. Die Abschiebemaschinerie operiert häufig willkürlich und intransparent. Dies ist eine Quelle erheblicher Unsicherheit, in der es unmöglich ist, ein menschenwürdiges und selbstbestimmtes Leben zu führen.
Abschiebungen fungieren zum einen als Praxis des Ausschlusses - sie dienen jedoch auch als Drohung, um Menschen gefügig zu machen, um sie auszubeuten und ihren Widerstand zu unterbinden. Ein unsicherer Aufenthaltsstatus stellt eine massive psychische Belastung für die Betroffenen dar, dies nochmal ganz besonders für Menschen, die vor, auf oder nach der Flucht traumatisierende Erfahrungen gemacht haben.
In Österreich erstarkt derzeit die Vernetzung gegen Abschiebungen und Lager zwischen verschiedenen Städten. Wie ihr möglicherweise über social media mitbekommen habt, wurden im Januar einige Kinder nach Armenien und Georgien abgeschoben und selbstverständlich begrüßen wir den Widerstand und die mediale Aufmerksamkeit auf das Thema Abschiebungen, müssen nun aber mit einer universellen Antwort auf den gesellschaftlichen Diskurs reagieren, welche ausnahmslos jede Abschiebung als eine brutale Form von Gewalt und Ausschluss aus der Gesellschaft benennt. Denn auch wenn Abschiebungen nicht in Kriegsgebiete geschehen oder Kinder betroffen sind, müssen wir protestieren und wir wollen daran arbeiten, uns stärker mit verschiedenen Communities zu vernetzen, die Menschen in ihren Kämpfen zu unterstützen und in unsere Leben zu integrieren, denn wie wir immer wieder feststellen müssen, gelingt der Ausschluss durch staatliche Institutionen und die Schichtung von Rechten von Menschen ohne einen sicheren Aufenthaltsstatus häufig und spiegelt sich auch in unseren Gruppen wieder. Continue reading

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PM zur Fahrraddemonstration am 27.02.

Pressemitteilung des Aktionsbündnisses gegen Ausgrenzung, Abschiebung und Abschottung

Das Bündnis gegen Abschiebungen, die Seebrücke Münster, Eklat, Ende Gelände Münster und Stadt der Zuflucht rufen zu einer gemeinsamen Fahrrad-Demonstration am Samstag, den 27. Februar, um 14 Uhr auf.
Startpunkt ist die Ausländerbehörde am Ludgerikreisel und Ziel ist die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) am Albersloher Weg 450. Dort wird es um 15:30 Uhr eine Kundgebung geben.

„Geflüchtete Menschen werden auf den griechischen Inseln, dem Balkan oder in der ZUE in Münster unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht. Sie müssen mitten in Europa weitestgehend entrechtet leben“, nennt Karin Mäufer vom Aktionsbündnis den Anlass für die Demonstration.

Das europäische Grenzregime setzt auf Ausgrenzung, Abschiebung und Abschottung. Der Zugang zum europäischen Asylrecht wird systematisch verhindert. Ob durch die mittlerweile bewaffnete EU-Grenzschutzagentur Frontex und menschenrechtswidrige Abkommen mit Drittstaaten wie Libyen und der Türkei oder der Existenz von irregulären sowie staatlichen Lagern. Karin Mäufer: „Lager dienen als Mittel der Abschreckung, der Ausgrenzung und der Entmutigung“.

Diese Logik der Lager als Orte der systematischen Entrechtung und Ungewissheit, setzt sich auch in der ZUE in der York-Kaserne in Münster-Gremmendorf fort. Hier ist ein selbstbestimmtes Leben für geflüchtete Menschen nicht möglich. „Das war schon vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie so und gilt inzwischen umso mehr“, kritisiert Karin Mäufer.

Im Lager gibt es keine Privatsphäre, keine Rückzugsmöglichkeiten. Rassistische Gewalt gehört zum Alltag. Dazu kommen Beschäftigungsverbote, Residenzpflicht und die Aussetzung des Schulrechts. Während der Zugang zu medizinischen und psychosozialen Angeboten weitestgehend verhindert wird, herrscht die beständige Angst, dass es bei der nächsten Leistungsausgabe oder in der nächsten Nacht zu einer Abschiebung kommen könnte. All dies betrifft die Bewohner*innen in der ZUE unmittelbar.

Das Aktionsbündnis fordert die Auflösung aller Lager und die menschenwürdige Aufnahme geflüchteter Menschen.

Vorerst jeden vierten Samstag im Monat, am 27.02., 27.03. und 24.04. wird das Aktionsbündnis vor der ZUE sein, um gegen die Zustände in den Lagern zu protestieren.

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