Nach langer schwerer Krankheit ist unser Weggefährte und Freund Volker Maria Hügel gestorben.
Wir konnten erleben, wie er trotz Rollstuhl, Sauerstoffgerät und vielen Beeinträchtigungen seinen Schwung, seine Energie, seinen Humor und seine Fähigkeit zur scharfen, und manchmal bitterbösen Kritik einsetzte, um auch in den letzten Monaten sich für die Rechte von Geflüchteten stark zu machen.
Wir könnten jetzt aufzählen was er in seinem Leben alles geleistet und auch erreicht hat neben der Gründung der GGUA (Gemeinnützige Gesellschaft zu Unterstützung Asylsuchender e.V.), seinem „Kind“. Er war aktiv im Flüchtlingsrat NRW, im Vorstand von Pro Asyl, in der Härtefallkommission, beim Runden Tisch für ein humanitäres Bleiberecht und vieles mehr. Aber wir lassen es lieber all das zu nennen, weil wir ganz sicher vieles vergessen würden. Diese Zeilen können auch nicht annähernd wiedergeben, wie weit Volkers Engagement reichte.
Deshalb konzentrieren wir uns auf den Bezug von Volker zur Bewegung, zu antirassistischen Gruppen und Initiativen. Wie oft hat er, mit seiner unnachahmlichen Begeisterung, seiner tiefsitzenden Wut und seiner Empathie für Benachteiligt und Unterdrückte, für Minderheiten und gesellschaftlich Deklassierte auf Demonstrationen und Mahnwachen donnernd und laut nach Gerechtigkeit geschrien, wo keine war, gleiche Rechte verlangt, wo diese fehlten, historische Verantwortung eingefordert, wo diese im nationalistischen Taumel untergingen. Volker konnte wie kein zweiter auf Demos reden, ein- und anklagen, ins Bewusstsein rufen und gelegentlich auch ausführlich dozieren. Unvergessen ist sein besonderes Eintreten für die verfolgten Roma. Er war für uns stets ein Partner im Kampf gegen Rassismus, ein kontroverser Beteiligter in Diskussionen und vor allem ein wichtiger Ratgeber um im juristischen Dschungel nicht die Orientierung zu verlieren.
Einig waren wir uns mit Volker nicht immer. Er war ein glasklarer Pragmatiker der, um seine Ziele zu erreichen, mit allen Parteien paktierte, was wir häufig kritisierten. Auch im Umgang mit städtischen Behörden waren wir uns nicht immer einig mit ihm. Das mindert aber in keiner Weise unsere Anerkennung für seine Arbeit und unsere Bewunderung, wie klar und radikal er Positionen vertreten hat.
Außerdem strahle Volker einen wunderbaren Humor aus. Er war ein ausgewiesener Musik- und Filmkenner, er gab die schönen Seiten des Lebens nicht auf. Vor allem aber war er ein großer Menschenfreund und sein Tod bedeutet für uns alle einen großen, schmerzlichen Verlust.
Lieber Volker, die schonungslosen Ansprüche die du an dich selbst und an uns stelltest, können wir kaum erfüllen. Dennoch wollen wir weiter in deinem Sinne gegen Rassismus kämpfen, das Sterben im Mittelmeer stoppen, Abschiebungen verhindern und Verfolgten einen dauerhaften Aufenthalt ermöglichen. Wir werden dich nicht vergessen. Wie könnten wir?
Bündnis gegen Abschiebungen Münster